Digital Risk Protection (DRP) – systematisch Cyberrisiken minimieren
Mit voranschreitender Digitalisierung und Vernetzung wachsen auch die Bedrohungen durch Hackerangriffe, Phishing und andere kriminelle Aktivitäten. Angesichts dessen gewinnt Digital Risk Protection (DRP) – die Minimierung von IT-Risiken – zunehmend an Bedeutung. Immer mehr Interaktionen – alltägliche ebenso wie geschäftskritische – laufen heute digital ab, was neue Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit, Compliance und Markenintegrität mit sich bringt. Wir erklären Ihnen, was genau sich hinter dem Begriff „Digital Risk Protection“ verbirgt und wie DRP konkret helfen kann, die Risiken Ihrer digitalen Landschaft zu minimieren.
Was ist Digital Risk Protection (DRP)?
Aus Sicht von Outpost24 ist Digital Risk Protection ein ganzheitlicher und proaktiver Ansatz zum kontinuierlichen Schutz vor Cyberbedrohungen. Er verbindet Echtzeitwissen über aktuelle Bedrohungen (Threat Intelligence) – von laufenden Hackerkampagnen über Leaks im Dark Web bis hin zu Bedrohungen von Markenidentität oder Online-Reputation – mit dem Management der eigenen Angriffsfläche, die nicht an den Grenzen des eigenen Netzwerks endet (External Attack Surface Management, EASM). Im Kern verfolgt DRP das Ziel, Risiken für Ihre digitalen Assets in Echtzeit zu identifizieren, zu bewerten und zu mindern, und ergänzt so klassische Security-Maßnahmen zum Schutz von Netzwerken und Endpoints.
Für eine ausführlichere Bestimmung ist es sinnvoll, von dem Konzept auszugehen, das hinter „Digital Risk Protection“ steckt: Risikomanagement im Kontext von Cybersecurity.
Cyberrisiko-Management
Risikomanagement ist kein neues Konzept. Es wird seit Jahrzehnten in vielen Bereichen eingesetzt, um systematisch Gefahren vom Unternehmen abzuwenden. Das Prinzip: Risiken werden kontinuierlich identifiziert, analysiert und bewertet, um Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkungen zu verstehen und angemessene Kontrollmaßnahmen umzusetzen.
Im Security-Umfeld zielen solche Maßnahmen insbesondere darauf, die Wahrscheinlichkeit eines Risikovorfalls zu senken (z. B. durch Defense in Depth, Zugriffsschutz, Sensibilisierung von Mitarbeitern etc.) oder das Schadensausmaß eines Vorfalls zu verringern (z. B. durch Backups, schnelle Reaktion oder eine Cyberversicherung). Angesichts begrenzter Ressourcen ist es zudem nötig, Risiken nach dem Grad ihrer „Akzeptabilität“ bzw. Kritikalität zu priorisieren. Inzwischen fordern auch verschiedenste Regularien ein wirksames Cyberrisiko-Management von Unternehmen, Standards wie ISO/IEC 27000 und BSI-IT-Grundschutz ebenso wie Gesetzesinitiativen (siehe: Cyber-Risikomanagement aus Sicht des Gesetzgebers).
Gemeinsam ist allen Anwendungsbereichen die Einsicht, dass Risiken dynamisch sind, sich also Bedrohungen und auch die eigenen Schwachpunkte, Ressourcen und Prioritäten ständig ändern. Gerade die Cybersicherheitslandschaft verändert sich rasant. Einerseits werden IT-Infrastrukturen immer komplexer und immer mehr Prozesse digital, andererseits greifen kriminelle Akteure auf immer neue Strategien und raffiniertere Angriffsmethoden zurück, um an sensible Daten zu gelangen oder Systeme zu kompromittieren. Ein systematisches Risikomanagement ist daher auf umfassende und aktuelle Informationen angewiesen – über die aktuelle Bedrohungslage, aber auch über die eigenen Schwächen.
Die wichtigsten Cyberrisiken
Die zuverlässige Identifizierung digitaler Risiken setzt den Blick fürs große Ganze voraus: Bedrohungen lauern nicht nur an Ihren Netzwerkgrenzen, sondern auch in den Tiefen des Internets (Deep Web, Dark Web), in sozialen Medien oder in der Lieferkette. Relevante Cyberrisiken sind beispielsweise Schäden durch:
- Ausnutzung von Schwachstellen in öffentlich zugänglichen Systemen: Sicherheitslücken, veraltete Softwareversionen, Konfigurationsfehler, schlecht geschützte Konten usw. bieten Einfallstore für Hacker.
- DDoS-Angriffe: Wichtige Dienste werden mit Anfragen überlastet.
- Datenabfluss auf fremden Plattformen: Durch unbefugte Zugriffe oder unbedachte Preisgabe kommen sensible oder vertrauliche Daten in falsche Hände, z. B. Login-Informationen.
- Phishing-Angriffe: Cyberkriminelle versuchen, durch gefälschte E-Mails oder andere Nachrichten Mitarbeiter zur Preisgabe von Anmeldeinformationen oder persönlichen Daten zu bewegen.
- Social Engineering/Spear Fishing: Angreifer manipulieren gezielt Personen über E-Mails, soziale Medien oder Telefon, damit sie etwa Informationen preisgeben oder Zahlungen ausführen.
- Marken-Imitation: Betrüger erstellen gefälschte Websites oder Social-Media-Profile, um Kunden oder Mitarbeiter zu täuschen, Phishing-Angriffe durchzuführen oder den Ruf des Unternehmens zu schädigen.
- Bloßstellung im Dark Web: Kriminelle verkaufen gestohlene oder abgeflossene Zugangsdaten auf Dark-Web-Marktplätzen oder veröffentlichen sensible Informationen in Hackerforen.
- Supply-Chain-Angriffe: Auch von Drittanbietern oder Partnern können Gefahren ausgehen, von infizierten Updates über kompromittierte angebundene Systeme bis hin zu Datenleaks.
Alle diese Bedrohungen bergen verschiedene Risiken für Ihr Geschäft, etwa operative (Systeme werden unbrauchbar oder müssen gestoppt werden), finanzielle (Kosten durch aufwendige Notfallmaßnahmen, Umsatzeinbußen, Lösegeldforderungen u. a.) oder Compliance-Risiken (Sicherheits- und Datenschutzvorfälle können Sanktionen und Haftungsansprüche zur Folge haben).
Wichtige Säulen von Digital Risk Protection
Wie schon gesagt: Aufgrund der sehr dynamischen Bedrohungslage und der Vielfalt möglicher Risiken benötigt das IT-Risikomanagement umfassende Informationen über die eigene Angriffsfläche und die aktuelle Bedrohungslage – und beides möglichst in Echtzeit. Es wird im Wesentlichen durch die Kombination von External Attack Surface Management und Cyber Threat Intelligence realisiert, ergänzt durch Unterstützung bei Risikobewertung, Prävention und Incident Response.
EASM: Transparenz über Assets und Schwachstellen
Grundlage jeder Risikoanalyse ist ein umfassender Überblick über alle relevanten Assets im Unternehmen, v. a. die online erreichbaren: Server, Datenbanken, Anwendungen, Cloud-Dienste, Drittsysteme, Netzwerkschnittstellen, aber auch IoT-Geräte oder industrielle Steuerungen (IT und OT). Sämtliche gefundenen Assets werden ständig auf Schwachstellen und Auffälligkeiten überwacht.
Nur wenn diese Inventarisierung komplett und aktuell ist, können Sicherheitsteams alle Schwachstellen identifizieren und entsprechend bewerten. Denn es gibt keinen Stillstand: Systeme, Dienste, Konten oder Anwendungen kommen hinzu, verwaisen oder veralten.
Daher ist ein leistungsfähiges External Attack Surface Management unverzichtbar. Dieses nutzt automatisierte Discovery-, Monitoring- und Analyse-Tools, damit nichts der Überwachung entgeht – auch nicht die sogenannte Schatten-IT oder verbundene Systeme externer Dienstleister.
Cyber Threat Intelligence: Bedrohungsinformationen in Echtzeit
Parallel zur Identifizierung der eigenen Angriffsfläche müssen Unternehmen auch aktuelle externe Bedrohungen im Auge behalten. Das hilft ihnen, die per EASM gefundenen Schwachstellen zu priorisieren, aber auch Bedrohungen zu identifizieren, die nicht in direkter Verbindung zu unternehmenseigenen Assets stehen.
Cyber Threat Intelligence (CTI) sammelt dafür in Echtzeit Informationen, welche Angriffskampagnen gerade laufen, welche Methoden, Tools und Taktiken die Angreifer nutzen und welche der eigenen Schwachstellen daher besonders gefährdet sind. So lassen sich passende Gegenmaßnahmen rechtzeitig ergreifen – noch bevor ein Angriff tatsächlich ausgeführt wird.
Eine wichtige Quelle von CTI sind Hackerforen und Marktplätze im Dark Web. Hier tauschen sich kriminelle Akteure aus oder bieten Werkzeuge und erbeutete Credentials zum Verkauf. Threat-Intelligence-Plattformen scannen diese Orte auf relevante Indikatoren, etwa geleakte Zugangsdaten, kursierende Informationen zu einem Unternehmen oder geplante Attacken gegen eine Branche.
Aber auch offene Bereiche des Internet, Seiten aus dem Deep Web oder Social-Media-Dienste werden beobachtet. So können noch mehr Bedrohungen aufgespürt werden: Hinweise auf Phishing- oder Spam-Kampagnen, betrügerische Accounts, gefälschte Webseiten oder Domain Squatting, die Personen imitieren oder Ihre Marke gefährden.
Weitere Quellen sind übernommene Botnetze oder Lockvogel-Systeme (Honeypots). Zudem teilen Threat-Intelligence-Plattformen ihre Informationen mit Partnernetzwerken, Security-Communities und staatlichen Stellen, um wichtige Informationen schnell zu verbreiten.
Nutzen von Digital Risk Protection
Werkzeuge für Digital Risk Protection liefern dem Security-Team ein aktuelles und ganzheitliches Bild der konkreten Bedrohungslage einer Organisation, das ein gezieltes und proaktives Handeln ermöglicht. DRP unterstützt das kontinuierliche Cyberrisikomanagement im Unternehmen durch Echtzeit-Informationen, die sowohl bei der Identifikation von Risiken als auch bei ihrer Analyse und Bewertung helfen. Im Einzelnen bietet DRP diese Vorteile:
- Besseres Verständnis von eigener Angriffsfläche, Schwachstellen und aktuellen externen Bedrohungen
- Gezielte Prävention auf Basis fundierter Informationen verringert die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Angriffe
- Schnellere und effektivere Reaktion auf Sicherheitsvorfälle
- Reduktion von Fehlalarmen und effektivere Analysen durch Einsatz fortschrittlicher Technologien wie Machine Learning oder künstlicher Intelligenz
- Schutz der Marken, Reputation und wahrgenommener Vertrauenswürdigkeit eines Unternehmens durch schnelles Abschalten illegitimer Domains und betrügerischer Accounts
- Mehr Effizienz und Entlastung der IT-Abteilung durch Prozessautomatisierung
- Weniger Kosten durch IT-Ausfälle, Umsatzeinbußen, Straf- oder Schadenersatzzahlungen etc.
- Bessere Compliance mit Regulierungen
Herausforderungen bei der Implementierung von DRP
Trotz dieser Vorteile ist Digital Risk Protection kein Selbstläufer. Es gibt einige Herausforderungen, die Organisationen bei der Einführung und Nutzung berücksichtigen müssen:
- Komplexe Ökosysteme: Heterogene Systeme und Dienste verschiedener Fachbereiche, Landesgesellschaften, Tochterfirmen etc. erschweren eine konsistente Überwachung. Stellen Sie sicher, dass die Lösung Ihrer Wahl damit umgehen kann.
- Abstimmung zwischen Teams: Nicht selten fallen DRP-Aspekte in die Zuständigkeit verschiedener Teams wie IT, Cybersicherheit, Marketing oder Rechtsabteilung, die effizient zusammenarbeiten müssen.
- Große Datenmengen: DRP-Lösungen sammeln riesige Datenmengen aus unterschiedlichsten Quellen. Diese Datenflut erschwert die Erkennung wirklich relevanter Warnsignale. Es ist wichtig, dass eine DRP-Lösung möglichst wenig Fehlalarme produziert, die den Aufwand erhöhen und von realen Gefahren ablenken.
- Integration in bestehende Systeme: DRP-Systeme müssen sich nahtlos in vorhandene Sicherheitslösungen einfügen können, zum Beispiel SIEM (Security Information and Event Management). Klären Sie im Vorfeld, wie Sie sicherstellen können, dass Informationen nicht in Datensilos verschwinden.
- Eingespielte Prozesse: Eine schnelle Beseitigung erkannter Bedrohungen erfordert effiziente, bewährte Prozesse mit klaren Zuständigkeiten und auch gute Kontakte zu externen Stellen wie Domainregistraren, Internetprovidern und Plattformbetreibern.
- Datenschutz und Compliance: Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie beim Sammeln und Auswerten von Daten geltende Datenschutzbestimmungen einhalten, insbesondere wenn es um personenbezogene Daten etwa in Foren und Social Media geht.
- Fehlendes Fachpersonal: Die effektive Nutzung einer DRP-Lösung setzt Personal mit speziellem Know-how voraus. Wer das nicht hat, sollte über Managed Services nachdenken.
Outpost24: Digital Risk Protection durch nahtlose Integration von Bedrohungsinformationen in das Attack Surface Management
Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen helfen Werkzeuge wie die Outpost24 External Attack Surface Management Plattform. Sie vereint Lösungen für EASM und Threat Intelligence, ergänzt durch weitere Funktionen etwa für das Management auch der internen Angriffsfläche und der Ermittlung kompromittierter Zugangsdaten. Einfaches Onboarding ohne lokale Installation, umfangreiche Integrationsmöglichkeiten, benutzerdefinierte Workflows zur Koordination automatisierter und manueller Aufgaben oder Handlungsempfehlungen aufgrund KI– und expertengestützter Analysen und kontextabhängiger Risikobewertungen helfen bei der schnellen Implementierung und effizienten Nutzung.